
Anja Koch
*1969 in Münster
lebt und arbeitet in Nordhorn
Website: https://www.anjakochphotography.com/
Anja Koch: 18.000 Kilometer auf dem Weg zur Fotografie
Manches Mal bedarf es langer Strecken auf dem Weg zur kreativen Entfaltung. Im Falle der in Münster geborenen Anja Koch waren es zirka 18.000 Kilometer.
Wie es dazu kam? Schon in jungen Jahren betätigte sich Anja Koch kreativ in verschiedenen Bereichen, unter anderem musikalisch als Instrumentalistin und literarisch in Form von Gedichten. Große Leidenschaft hatte sie aber auch für Sprachen – insbesondere für Englisch. Diese Leidenschaft war es dann auch, die Sie zu dem brachte, was Sie heute am liebsten tut – kreatives Fotografieren, in frühen Jahren inspiriert von André Kertész, dem Duo Pierre und Gilles sowie Wolfgang Tillmanns, später von vielen anderen Trends bildenden Fotografen.
Von der Sprache bis zur Fotografie war es aber – wie schon kurz erwähnt – ein weiter Weg: Während ihrer Zeit auf dem Gymnasium am Stadtring bot sich die Gelegenheit zu einem einjährigen Auslandsaufenthalt, der sie in das 18.000 Kilometer entfernte Neuseeland führte. Und dort gab es an ihrer Schule einen Mr. Marsh, der einen Fotografie-Kurs anbot. Als Sie diesen Namen nennt, kommt Anja sofort ins Schwärmen: „Es war unglaublich, wie dieser Mann seine Schüler für die Fotografie zu begeistern wusste. Diese Begeisterung übertrug sich auf alle Kursteilnehmer. Bei Mr. Marsh lernte ich wie die anderen die Grundlagen der Technik und des kreativen Ausdrucks.“
Nach diesem Aufenthalt in Neuseeland war für Anja auch klar, wo es sie nach ihrem Abitur hinziehen würde – in eine der größten Kunst- und Kulturmetropolen der Welt nach London. Ein mutiger Schritt für die damals 19-Jährige, sich in einer großen Stadt mit zirka 10.000.000 Einwohnern zu behaupten, um ihren Traum, Fotografin zu werden, verwirklichen zu können. Bald entstand der Wunsch, die technischen Grundlagen in Form einer formellen Ausbildung zu vertiefen.
Dafür erfolgte ein Umzug mit ihrem Mann nach Berlin, wo sie einen Abschluss zur staatlich geprüften Fotografin am renommierten Lette-Verein, einer traditionsreichen Fachschule, machen konnte.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schule ging es für beide zurück nach London. Mit dem Zeugnis in der Tasche arbeitete Anja Koch zunächst als freie Assistentin und Produktionsassistentin für viele namhafte Londoner Fotografen in verschiedensten Bereichen und war mit vielfältigen Aufgaben im Studio- und Filmbereich tätig. Neben Auftragsarbeiten für verschiedene Firmen, Institutionen und Verleger war Anja stets ihre freie künstlerische Arbeit wichtig, die sie auf Kunstmärkten in der Metropole verkaufte. Aber nachdem die gemeinsamen Kinder geboren waren, ergab sich die Frage, wo es sich für eine vierköpfige Familie besser leben ließe – im einerseits wegen des großen kulturellen Angebots reizvollen, andererseits aber auch abschreckend chaotischen, hektischen und teuren London oder in der beschaulichen Provinz. Und so führte sie der Weg zurück nach Nordhorn, wo Anja Koch einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hatte.

Hier hat sie sich als Fotografin etabliert und ist neben ihrer künstlerischen beziehungsweise kreativen Fotografie unter anderem für den Landkreis Grafschaft Bentheim, die Landwirtschaft und Betriebe des Gesundheitswesens sowie der Gastronomie tätig. Öffentlich in Erscheinung getreten ist Anja Koch unter anderem mit dem von der Presse hochgelobten und erfolgreichen Fotobuch „Querfeldein – ein Streifzug durch die Grafschaft“, das inzwischen ausverkauft ist.
Stimmungsvolle Landschaften zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten, Menschen bei der Arbeit, privat oder bei Freizeitvergnügungen, regionaltypische oder exotische Tiere, Stadt- und Dorf-Impressionen sowie Architektur im Dialog zwischen Tradition und Moderne – das alles bietet dieser qualitativ äußerst hochwertige Band, der in Kooperation mit dem Heimatverein Grafschaft Bentheim und der Grafschafter Sparkassenstiftung entstanden ist, und der deutlich Anja Kochs Handschrift trägt.
Darüber hinaus war Anja Koch mit einigen ihrer Fotos bei der Gruppenausstellung „Mein Nordhorn“ des Kunstvereins Nordhorn vertreten, die in den Räumlichkeiten der Alten Weberei auf reges Interesse stieß. Im Rahmen dieser Ausstellung hatte sie die Gelegenheit, ihren persönlichen Blick auf ihre Heimatstadt in fotografischer Weise darzustellen.
Befragt danach, welche Motive und Themen bei ihrer künstlerischen Arbeit als Fotografin im Fokus stehen, zählt Anja einiges auf: „Die Bandbreite dessen, was mich interessiert und beschäftigt, ist vielfältig. Mich faszinieren Landschaften, der Mensch in der Landschaft bei unterschiedlichsten Tätigkeiten und Situationen, Kunst und Architektur, ich mag es, mit Verfremdungen, Linien und Strukturen zu spielen, Gegenstände aus ihrer gewöhnlichen Funktion zu lösen und in andere Zusammenhänge zu bringen, ich mag es, besondere Atmosphären einzufangen, aber auch Porträts von Menschen zu machen, die mich faszinieren. Und mich interessieren Fragen wie die nach der Bedeutung von Form und Inhalt.“
Beflügelt von vielen zeitgenössischen Trends aus Film, Musik und Fotografie – kombiniert mit eigenen Ideen, Wahrnehmungen und Vorstellungen – wird Anja Koch noch viele weitere Schritte in ihrem künstlerische Schaffen gehen. Freunde der kreativen Fotografie dürfen gespannt sein.
(Text: Andreas Meistermann/Juni 2025)