Kheir Eddin Obeid

Kheir Eddin Obeid – Syrien immer im Kopf

Für ein breitgefächertes künstlerisches Oeuvre steht der in Syrien geborene Kheir Eddin Obeid. Nach dem Abschluss der Schule im Jahr 1989 begann er ein Studium der Bildenden Kunst an der Fachhochschule in Idlib und lehrte dort von 1994 bis 2012. Gleichzeitig stellte er seine Kunst unter anderem in vielen arabischen Ländern (unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und der Türkei) aus, war Chefredakteur der Kinderzeitschrift „Zaurak“, schrieb selber Kinderbücher und Theaterstücke.

Kheir Eddin Obeid (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)
Kheir Eddin Obeid (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)

Ein Jahr nach dem Beginn des Bürgerkrieges in Syrien verließ er aus Angst vor politischer Verfolgung wegen seines Engagements für Freiheit und Demokratie mit seiner Familie die Heimat, zog in die Türkei und später nach Deutschland. Sein Weg führte ihn nach Neuenhaus, wo ihn insbesondere Gudrun Thiessen-Schneider vom Kunstverein Grafschaft Bentheim bei der Wiederaufnahme seiner künstlerischen Tätigkeit unterstützte.

Die Werke von Kheir Eddin Obeid waren unter anderem in der Ausstellung „Parallel 31“ zeitgleich mit der Ausstellung „Away from home“ der ebenfalls aus Syrien kommenden Künstler Ammar Al-Beik, Khaled al-Saai und Tammam Azzam zu sehen. Dass er ansehen musste, wie der Krieg seine Heimat immer mehr zerrüttete, prägt natürlich die Kunst Obeids. Drei der Exponate wurden zur Ausstellungseröffnung exemplarisch vorgestellt. Die Geschehnisse der zurückliegenden Jahre thematisiert Obeid in vielen seiner Malereien. Da ist etwa das „Dach der Welt“, das einen jungen Syrer zeigt, der – ganz allein gelassen – mit aller Kraft die Welt hochstemmt. Er steht wohl sinnbildlich für viele Menschen in dem gebeutelten Land, für ihren Traum von einer besseren Zukunft. Auch Kritik an der internationalen Staatengemeinschaft scheint darin mitzuschwingen: Bei seinem Kampf für Demokratie sei der Mensch auf sich allein gestellt, die Welt habe jahrelang nur zugeschaut, erklärt Kheir Eddin Obeid. Ganz bewusst solle die Figur einen jungen Menschen darstellen, denn die Jugend gestalte die Zukunft. Richtung Meer flüchtende Menschen zeigt das Bild „Ertrinken“, ebenso eine übergroße, rettende Hand, auf der die Hoffnung liegt. Hinter diesem Gemälde verbirgt sich eine besondere Geschichte: Das in der Parallel-Ausstellung gezeigte Exemplar ist die Reproduktion eines kleineren Originals, das sich inzwischen im Besitz der Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel befindet. Obeid hatte es aus Dankbarkeit für die nach seiner Flucht erhaltene Hilfe nach Berlin geschickt.

Reservierung

In der Ausstellung „Mond“ im Bentheimer Atelier widmete sich der Künstler existenziellen Fragen wie dem lebens- und erdgeschichtlichen Zyklus. Und in Corona-Zeiten waren Skulpturen von ihm im Schaufenster des Bentheimer Ateliers zu sehen. Zum einen war es „Die unmögliche Reise“, ein Koffer aus Beton, der die verlorene Heimat symbolisiert, zum anderen „Der Stuhl des Diktators“, ein Stuhl mit vier Lehnen, der den Thron zu einer Festung macht. „Der Diktator will seine Position nicht verlassen. Er hält an der Macht fest. Gleichzeitig kommt aber auch keiner an ihn ran“, sagt Kheir Eddin Obeid dazu.

Auch literarisch ist Kheir Eddin Obeid aktiv. Vor Kurzem ist ein Band mit Erzählungen in arabischer Sprache erschienen, der die Themen Vorurteile und Selbstbehauptung in den Mittelpunkt stellt.

(Text: Andreas Meistermann/Juni 2022)

Kheir Eddin Obeid
*1969 in Idlib (Syrien)
lebt und arbeitet in Neuenhaus
Website: https://www.obeid.ga/