Petra Beckers

Petra Beckers – Vielfältige Blicke durch die Fotolinse

Die Beschäftigung mit Kunst in den unterschiedlichsten Richtungen ist die große Leidenschaft von Petra Beckers. Ihre ersten Erfahrungen in diesem Bereich sammelte sie Anfang der 1970er Jahre an der Fachoberschule für Gestaltung in Bochum.

Petra Beckers (Foto: © 2019 Wolfgang Weßling)
Petra Beckers (Foto: © 2019 Wolfgang Weßling)

In Verbindung mit einer Ausbildung machte sie dort ein einjähriges Praktikum bei dem Wittener Bildhauer Hans-Peter Lechner, ein zu damaliger Zeit in der Region Ruhr äußerst angesagter und vielbeschäftigter Bildhauer. Dort konnte Petra Beckers ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Im Keramikstudio fertigte sie für zahlungskräftige Kunden Brunnenplastiken, Fußböden, Kaminschürzen und ganze Räume aus Ton und Styropor an. Doch die Geburt ihrer Tochter 1973 setzte weiteren künstlerischen und beruflichen Betätigungen zunächst ein jähes Ende. Gemeinsam mit ihrem aus den Niederlanden stammenden Mann Chris Beckers, den sie noch in ihrer alten Heimat kennengelernt hatte, und dem gemeinsamen Kind, führte sie ihr weiterer Weg nach Nordhorn. Dort etablierte sich ihr Mann als Musiker und Inhaber eines Plattengeschäftes. Petra kümmerte sich um die Familie, half im Geschäft mit und ließ ihrer Kreativität nur hobbymäßig freien Lauf. Darüber hinaus schrieb sie als freie Mitarbeiterin Musikkritiken für die Grafschafter Nachrichten.

Ersten Kontakt mit der Fotografie, die für sie später noch größere Bedeutung erlangen sollte, bekam Petra Beckers im Jahr 1980 mit dem Erwerb einer Spiegelreflexkamera, einer Nikon EM, zu der Zeit noch analog aber bereits mit einer automatischen Belichtungskontrolle ausgestattet, die sich durch ein ‚Piep‘ äußerte. „Ob über- oder unterbelichtet lernte ich dann im Laufe der Zeit durch Erfahrung. Die Kamera diente mir zunächst dazu, meine Familie zu fotografieren, sehr bald aber machte ich auch Pressefotos für meinen Mann Chris, regelmäßig auch für seine Alben“, berichtet sie über ihre ersten Erfahrungen.

Neue berufliche Perspektiven für Chris und Petra Beckers ergaben sich Mitte der 1990er Jahre. Sie zogen nach Amsterdam, wo er sich ein Musikstudio einrichtete und sie Kontakte zur Aluminiumindustrie knüpfen konnte. Petra etablierte sich in dieser Branche, davon 15 Jahre mit großem Erfolg als Unternehmerin.

2016 verkaufte sie ihr Unternehmen, um sich ganz der Fotografie widmen zu können. 2018 nahm sie dann ein dreijähriges Studium „Photographic Design“ an der Fotovakschool Amsterdam (University of Applied Photography) auf, dass sie im vergangenen Jahr erfolgreich abschloss. Im Rahmen ihrer fotografischen Tätigkeit setzte Petra Becker sich mit verschiedenen Themen auseinander. In der Serie “Women in Jazz“ zum Beispiel mit der noch immer vorherrschenden Männerdomäne des Jazz. Ganz in der Tradition der Jazzfotografie zeigen ihre Aufnahmen, die entweder im eigenen Fotostudio, privat oder auf Livekonzerten entstanden sind, in beeindruckenden Schwarz-Weiß Bildern die vor allem immer noch raren Instrumentalistinnen dieses Musikgenres.

Schon früh interessierte sie neben dem Porträtieren von Menschen  auch die Streetphotography, was viel mit ihrer Herkunft zu tun hat. „Ich bin mitten in Essen aufgewachsen, im tiefsten Ruhrgebiet, dessen Landschaft damals noch vollauf dominiert wurde durch (Stahl-) Industrie und Kohlenzechen. Das Leben in dieser Umgebung hat mich sehr geprägt, noch immer gerate ich in Begeisterung beim Anblick von Fabriken und urbanen Landschaften. Ich mag die Natur, muss sie aber nicht unbedingt fotografieren, dieses Genre liegt mir einfach weniger. Mit der Kamera durch Metropolen streifen und auf Motivsuche gehen, ist  für mich die reine Inspiration“, sagt Petra Beckers über ihre Inspirationsquellen.

Ein weiteres Thema: Die Experimentalfotografie. Dabei kombiniert sie vier bis sechs Fotos so miteinander, dass eine neue Realität entsteht. „Ich verwende keine Filter, um die Fotos zu  verfremden, die Farben sind so wie in den ursprünglichen Aufnahmen und die Resultate völlig unterschiedlich, und jeweils abhängig von dem, was auf den eigentlichen Bildern abgelichtet wurde. Das Herumexperimentieren“, erläutert sie ihre technische Herangehensweise.

Die echte Fotografie wird sie aber nicht vernachlässigen. „Ich verstehe mich zu sehr als Fotografin, nicht so sehr als Künstlerin. Demnächst gehe ich wieder mit Kamera auf die Suche nach interessanten Momenten und Motiven in den Straßen von Amsterdam.“

Für das kommende Jahr ist in Nordhorn, genauer gesagt in der Anwaltskanzlei Weßling Kambach Bitzer | Rechtsanwälte am Büchereiplatz, eine Ausstellung mit einer Auswahl ihrer Werke geplant.

(Text: Andreas Meistermann/Mai 2022)

Petra Beckers
*1955 in Essen/Ruhr
lebt und arbeitet in Amsterdam (NL)
Website: www.petrabeckers.com