Simon de Vries

Pastor Simon de Vries – Kirche anders und neu gedacht

Schon als Kind eines Pastors immer wieder darauf angesprochen zu werden, ob er denselben Weg wie sein Vater einschlagen wolle, hätte Simon de Vries fast dazu gebracht, aus Prinzip in eine andere berufliche Richtung zu gehen. „Das hat eine Zeit lang ganz schön genervt, vor allem wenn man noch auf der Suche danach ist, wohin sich das eigene Leben entwickeln soll“, sagt er. Heute ist er Pastor der Christus- und Kreuz-Kirchengemeinde in Nordhorn. 

Simon de Vries (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)
Simon de Vries (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)

Vor allem die Erfahrungen mit seinem Engagement in der Jugendarbeit bewogen ihn, dann doch den Beruf des Pastors zu ergreifen, den er im Gespräch als seinen „absoluten Traumjob“ bezeichnet. Nach dem Abitur 2000 begann Simon de Vries das Studium der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld und setzte es später in Heidelberg fort. Als besonders spannende Erfahrung bezeichnet er ein einjähriges Praktikum in den USA bei einer evangelischen Kirchengemeinde in Phoenix/Arizona nach seinem ersten Examen. Dort lernte er ganz andere Formen der Glaubensvermittlung, aber auch des Lebens innerhalb einer Kirchengemeinde kennen, als er sie aus Deutschland kannte. Das zweijährige Vikariat (der praktische Teil der Ausbildung) absolvierte de Vries in Sittensen bei Hamburg.

Nach dem Abschluss der theologischen Ausbildung mit dem zweiten Examen im Jahr 2010 befand seine evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, er könne eine freie Stelle in Nordhorn antreten, wo er seitdem als Pastor an der Christus- und der Kreuzkirche tätig ist.

Mit Beginn dieser Tätigkeit hat sich Simon de Vries einiges vorgenommen. Um seiner Kirche ein neues Gesicht jenseits ihres institutionellen Charakters und jenseits ihrer zuweilen als hierarchisch empfundenen Struktur zu geben, ist es ihm wichtig, neue Wege der Kommunikation auszuprobieren und den Glauben nicht in erster Linie als unumstößliches Dogma zu verkünden. Er möchte (nicht nur) mit den Mitgliedern seiner Gemeinde auf Augenhöhe über den Glauben ins Gespräch kommen und dabei auch Raum für Zweifel und Ungewissheit lassen. Zweifel versteht er als Teil des Glaubens und nicht als dessen Gegensatz. 

Simon de Vries (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)
Simon de Vries (Foto: © 2022 Wolfgang Weßling)

Aus diesen Überlegungen heraus ist unter anderem die Initiative „Zwischenzeit“ entstanden, die inzwischen über eine feste Adresse an der Kokenmühlenstraße verfügt – ein Ort jenseits von kirchlichen Mauern mitten in der Innenstadt. Dort können die unterschiedlichsten Formen des Miteinanders und der Kommunikation ausprobiert werden. Die Idee der ZwischenZeit ist, dass Menschen aus der ganzen Stadt ihre eigenen Projekte dort verwirklichen können. „Es ist auch schon einiges ausprobiert worden. Es wurde meditiert, bei Brot und Wein über philosophische und gesellschaftliche Fragestellungen diskutiert, Gedichte wurden vorgetragen, Lieblingsbücher vorgestellt und manches mehr“, berichtet de Vries.

Trotz aller Kritik an der Kirche und steigender Austrittszahlen auch vor Ort empfindet er seine Tätigkeit als Pastor immer noch als schöne Aufgabe, bei der ihm von vielen Menschen Vertrauen entgegengebracht wurde und wird. Dies erlebt er im besonderen auch in Fällen von Krankheit und Tod, bei denen er Betroffenen und Angehörigen in der oft schwierigsten Situation ihres Lebens zur Seite steht. Und dann macht es Simon de Vries auch nichts aus, wenn ein Arbeitstag gelegentlich mal 12 oder mehr Stunden dauert. Er sagt: „Einfach ein wunderschöner Beruf, den ich nicht missen möchte.“

(Text: Andreas Meistermann/März 2022)

Simon de Vries
*1979 in Filderstadt
lebt und arbeitet in Nordhorn
Website: http://simondevries.de/